Porträt von Gordon Moir, Chef-Greenkeeper St. Andrews Links, Schottland.

„… der beste Golfplatz der Welt.“ – Tiger Woods

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Prolog

Es beginnt jedes Jahr zur selben Zeit. Irgendwann ab Mitte Februar, während noch letzte Winterstürme über die St. Andrews Bay fegen, stapeln sich Faxe mit dem Vermerk „Dringend!“ im Büro der Golfplatz-Verwaltung. Ungeduldige Anrufer testen den Bestand an freundlichen Hinhalte-Floskeln. Die Stimmung im Clubhaus ähnelt mehr und mehr einer Warte-Lounge für Concorde-Passagiere: Abflug ungewiss – Gereiztheit allerorten.

„Nichts hat das Leben der Greenkeeper in den letzten hundert Jahren mehr verändert, als das Farbfernsehen.“

Die Macht der Bilder, der Sog der Live-Übertragungen von den prachtvollen, satten Greens der PGA-Tour in Florida oder Kalifornien ist immens. Besonders für den Mann, der den Zustand des Platzes verantwortet.

„Nichts macht Golfer ungeduldiger als leuchtendes Grün nach der langen Winterpause – und sei es im TV.“

Jetzt nachzugeben, jetzt dem – durchaus bespielbaren – schottischen Winterrasen künstliches, frisches Grün abzuringen ist trotzdem seine Sache nicht. Er wird warten. Und genau darin liegt der Schlüssel zur einzigartigen Philosophie von St. Andrews Links.

Der Hohepriester der Greens.

Gordon Moir, 43, Links Superintendent, also oberster Greenkeeper von St. Andrews Links ist ein Meister der flexiblen Dickköpfigkeit. Dass ihm der prominenteste Greenkpeeper-Job Europas anvertraut wurde, überrascht vielleicht auf den ersten Blick: der bescheidene Schotte ist weder ein Freund großer Worte noch großer Auftritte. Wenn es jedoch um „seine“ Greens geht, ist die Geradlinigkeit und Willensstärke legendär, mit der er die Tradition von St. Andrews weiterführt.

„Gerade junge Golfer erwarten zu jeder Jahreszeit absolut optimale Bedingungen. Diesem Druck muss man standhalten.“ Dabei wäre es ein Leichtes, nachzugeben: hier etwas Dünger, dort etwas Bewässerung – und dem schottischen Boden wäre sicherlich einiges an Farbe abzuringen – auch vor der Zeit. Aber zu welchem Preis? „Gegen die Natur zu arbeiten setzt eine Spirale in Gang, in der man am Ende nur verlieren kann.“

Vermehrte Düngung und Bewässerung schwächt die Greens, macht sie anfälliger für Krankheiten und abhängiger von erneuter Düngung, Bewässerung und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Ein Teufelskreis. Und ein zu hoher Preis im rauhen Klima der schottischen Nordostküste mit seinen strapaziösen Frost- und häufigen Dürreperioden. Denn es ist gerade die jahrhundertelange, selten abgemilderte Auslese der Grassorten, die dem Old Course und seinen fünf jüngeren Geschwistern ihre ungewöhnliche Belastbarkeit verleihen. Gordon Moirs Aufgabe ist, dass das so bleibt.

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Diese Wurzeln zu schlagen.

Gras kann man trainieren. Und das tut Moir bevorzugt, indem er die aufwändigste technische Anlage von St. Andrews so oft wie möglich ignoriert: die 12 km Bewässerungsleitungen mit ihren mehr als 4.000 Düsen. Der Grund: je tiefer das Gras seine Wurzeln auf der Suche nach Wasser schicken muss, desto länger werden sie. Im Fall von St. Andrews verblüffende 30 cm und mehr. Der Nebeneffekt: Das Gras wird über die extrem lange Wurzeln viel besser mit Nähr- und Mineralstoffen versorgt und übersteht auch längere Dürre ohne Mühe. Und das, wie auf dem legendären Old Course, z.T. seit 600 Jahren in ungebrochener Folge.

„Im Greenkeeping gibt es keine Geheimnisse, keine allumfassende Formel, keine mystischen Erkenntnisse der Eingeweihten.“ Aber Instinkte, die ihm schon aus dem ersten, trocken federnden Schritt über das Green Rückschlüsse auf den Zustand des Grases ermöglichen. Und eine meditative Geduld mit der Natur, die jederzeit in rasche, zielgenaue Aktionen münden kann. „Wir müssen immer auf alles vorbereitet sein. Und dann den richtigen Moment erkennen.“

Die Entspannung und innere Ausgeglichenheit dafür findet Moir dort, wo er auch seine schwierigsten Entscheidungen fällen muss: Auf dem Platz. Den ausgezeichneten Golfer (Handicap 4) sieht man oft nach Feierabend für eine kurze 9er Runde über einen der 6 Courses ziehen – selbst für einen Greenkeeper eine ungewöhnlich tiefe Verwurzelung mit seiner Profession. „Ich bin ein glücklicher Mann.“

Erkenne dich selbst.

Wofür die ganze Mühe? Wofür die freiwillige Beschränkung, die Reduzierung auf ein Minimum an Einflussnahme?

Für Greens, die mit ihrer außergewöhnlichen Härte und Schnelligkeit jeden Golfer an die eigenen Grenzen führen. Für ein Gras, das mit seiner klaren, unbestechlichen Reaktion St. Andrews zu einer der anspruchsvollsten Herausforderungen für Golfer überhaupt macht. Für einen Platz, der gut ist für große Triumphe und große Niederlagen. Aber nicht für halbe Sachen.

Nicht erst seit Bobby Jones 1921, lauthals über die „unmögliche, schreckliche“ Anlage fluchend, nach dem 11. Loch den Old Course verließ, haben viele Golf-Pro´s damit gerungen, dass dieser Platz nur zwei Arten von Beziehungen zuzulassen scheint: Liebe oder Hass. „Man kommt niemals an den Punkt, an dem man sagen kann: Ich habe den Platz `geknackt`.“

Um so erstaunlicher, dass der Weg von der totalen Abneigung zur totalen Hingabe gerade den besten Golfern immer wieder das Gleiche abverlangt: Selbsterkenntnis.

So auch bei Bobby Jones. Er verstand in den Jahren nach seinem lautstarken Abgang, dass nicht der Old Course „terrible“ war, sondern sein Spiel. Und kehrte geläutert zurück, um seine beginnende Liebesbeziehung mit St. Andrews durch ein Serie außergewöhnlicher Triumphe, u.a. bei den British Open 1927, zu besiegeln.

Nennt man ihn „down to earth“ oder sogar „stubborn“, also irgendetwas zwischen erdverbunden, geradlinig und stur, nimmt Moir das nicht im Geringsten übel. An seinem Gras schätzt er die gleichen Qualitäten: Aufnahmefähig zu sein, begierig darauf, was die Natur, das Wetter dem kargen schottischen Boden mitgeben will. Geduld zu haben mit dem späten Frühling, dem regnerischen Westwind. Aber vor allem: Unbeirrt zu bleiben, zäh und tief verwurzelt.


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15. August 2000, gegen 14.30 Uhr, 6 Kilometer südöstlich von Chamonix. Schneidender Südwestwind treibt dichte Wolken über das Plateau du Dome du Gouter an der Westflanke des Mont Blanc. Er sieht vor sich im verharschten Schnee eine regelmäßgie Reihe von Fußabdrücken. Und zum ersten Mal in seinem glaubt er nicht, dass der Weg wirklich das Ziel ist.

Die Eroberung der Gegenwart.

Über die Kunst, unterwegs zu sein. Eine Annäherung an Auguste Borntrager, Guide de Mont Blanc

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Die Spuren, die Augsute Borntrager , 51, an diesem tosenden Morgen in 4.300 m Höhe findet, sind seine eigenen. Kurz zuvor hatte es beim Abstieg einen Moment der Unsicherheit gegeben, eine verworfene Richtungsentscheidung, eine unbekannte Felsformation.
Die Gewissheit, im Kreis gelaufen zu sein wiegt für einen der erfahrensten Bergführer am Mont Blanc um so schwerer, als er nicht allein ist. Stunden zuvor, noch im tiefen Nachtdunkel, hat er eine fast blinde Frau auf Europas höchsten Gipfel geführt, durch undurchdringliches Wolkentreiben hinauf zu einem überwältigendem Sonnenaufgang. Und war, was er in seinen besten Momenten ist: passeur, Grenzgänger und Vermittler, Brückenbauer zwischen Mensch und Berg.
Jetzt bleibt ihm und seiner cliente nur die Niederlage: zurück und hinauf zur Schutzhütte. Noch weiß er nicht, dass er auf diesem Rückzug Menschenleben retten wird.

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surpasser

Sie steigen auf. Wie sehr er diese Richtung liebt: hinauf. Sein Körper bewegt sich unbeeindruckt von Irrtum oder Sorge in dem instinktiven, rhythmischen Puls geborener Bergsteiger. Das Seil, an dem er die Frau führt, wird wieder zur Nabelschnur, lässt ihn jede Bewegung, jedes Zögern spüren. Lässt ihn erahnen, wann ein aufmunterndes Wort, ein kurzer Blick zurück oder einfach nur ein Schluck aus der Wasserflasche weiterhelfen.

Und der Berg fordert plötzlich von ihm, was Borntrager selbst seinene Seilschaften immer wieder ermöglicht hat: das surpasser. Das „Wachse über dich hinaus“. Und genau wie die vielen Hundert, die sich von ihm auf dem Weg zum Gipfel des Mont Blanc über die eigenen Grenzen haben führen lassen, ist auch er jetzt, in diesem Moment, bereit dafür:

Er geht nach links. Schatten. Zwei Tschechen, miteinander zusammengekauert, hilflos. vielleicht werden sie nie erfahren, wie gefährlich ihre Lage wirklich war. Er bindet sie an. Führt die Gruppe. Und das Unglaubliche reißt nicht ab: Ein holländischer Alpinist ohne Höhenmesser, der Atem stoßend vor Sauerstoffmangel, blaue Lippen. Seil ist genug da, auch für ihn.

Noch wird niemand wegen der klaustrophobischen Enge der Nebelströme unruhig. Noch bleibt die Gruppe zusammen, tauscht den schnellen Aufstieg gegen sicheres Steigen. Aber bis in die Schutzhütte sind es mehr als zwölfhundert Meter – und weniger als fünf davon kann man mit eigenen Augen sehen.

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Wenn jeder Schlag des Eispickels nur sich selber kennt, Wenn nicht mehr der Weg vom Tal zum Gipfel zählt, sondern nur das Leben dazwischen. Wenn Zeit ein einziger, unendlicher Augenblick ist, dann ist Auguste Borntrager am Ziel, lange bevor er den Gipfel erreicht: im present, der reinen, bedingungslosen Gegenwart. Dann ist Distanz kein hungriger Gegner mehr, sondern auf jedem einzelnen Meter das Angebot, lebendig zu sein.

Aber jetzt, mit seiner Seilschaft von Gerade-noch-Entkommenen, mit dem plötzlichen Übermaß an Dringlichkeit kommt er aus dem Tritt. Vergangene Fehler, zukünftige Bedrohungen – sein Geist beginnt zwischen ihnen hin- und herzurasen.

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pain

Er registriert die keuchende Folge seines Atems, hält abrupt inne. Und beginnt, wieder nach diesem Punkt zu suchen, dieser eigenartigen Ruhe inmitten des Sogs aus Kälte, Erschöpfung und Angst. Er weiß nur zu gut: Wenn er seinen Rhythmus jetzt nicht findet, kann der Mont Blanc sogar für ihn zu einem gefährlichen Gegner werden.

Und er erinnert sich: es sind die einfachen Dinge, die einen Menschen durch die Konfrontation mit der Übermacht des Berges tragen. Vielleicht, weil sie mehr als nur den Körper nähren.

Das schlichte pain de pais duftet nach Korn und warmen Erntetagen. In einem einzigen Stück des aromatischen Fromage de Tomme de Savoie liegen unzählige Abendessen mit guten Freunden verborgen. Und nichts fängt die Geheimnisse der Kindheit dichter ein, als ein Brocken herber Nuss-Schokolade.

Vielleicht ist es unwichtig. Vielleicht ist es unnötig. Vielleicht sogar ein Risiko. Aber Auguste hält die erschöpfte Gruppe an. öffnet seinen Rucksack und bedeutet den anderen, es ihm gleichzutun. Das zusammen gewürfelte Mahl im Stehen, das Herumreichen der Wasserflaschen, das alles dauert nur wenige Minuten.

Aber diese Minuten helfen. Sie gehen weiter. Und Auguste Borntrager findet es wieder, dieses zeitlose Universum aus rhythmischem Atem, wachen Sinne und dem leise wispernden Seil.

Sie erreichen die Schutzhütte ohne weitere Zwischenfälle. Nach Pause und Kompass-Peilung wird ein erneuter Abstieg gewagt. Er kommt an die Stelle, an der er früher am Morgen unsicher geworden war. Und traut seinen Augen nicht: Die im Morgennebel verworfene Wegentscheidung wäre präzise richtig gewesen. Aber es war sein Irrtum, sein Rückzug, der am Ende Menschenleben gerettet hat.

Sie erreichen ungefährdet Chamonix.

„Du weißt nie, was dich dort oben erwartet. Deswegen gehe ich hinauf.“

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Franz Nistl, Klavierstimmer der Salzburger Festspiele.

„Am meisten Arbeit macht die Stimmung der Pianisten.“

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Schattenspieler

Man wird ihn nicht sehen. Nicht dort jedenfalls, wo seine Arbeit ihre Wirkung entfaltet: auf der festlich beleuchteten Bühne des Salzburger Festspielhauses. Er wird im Schatten des Bühnenzugangs lehnen, den Blick auf das Podium gerichtet, und jeden Satz, jede Kadenz des Konzertes mit Argusohren verfolgen.

Seine Arbeit ist getan. Jeder Ton wird in jener perfekten Unreinheit erklingen, die einen Flügel erst zum „Singen“ bringt. Jede Taste wird präzise so reagieren, wie es die Hand des Pianisten sich erhofft: störrisch oder federleicht, mit weichem Klang oder metallischer Härte. Alles wird so sein, wie es sein soll: makellos vorbereitet und dann der Gnade des musikalischen Augenblicks überantwortet.

Man wird ihn nicht sehen. Aber jeder Ton ist auch ein wenig von ihm.

Achttausendneunhundertvierundsechzig.

Die Zahlen sind nüchtern: 30 Klaviere und 6 Konzertflügel mit insgesamt mehr als 3.200 Tasten und fast 9.000 klingenden Saiten bevölkern den Arbeitsplatz von Franz Nistl (49), dem Klavierstimmer der Salzburger Festspiele.

Was die Zahlen nicht sagen: Pianisten-Legenden wie Maurizio Pollini, Martha Agerich oder Alfred Brendl vertrauen blind darauf, dass er ihnen ihr Instrument pünktlich und perfekt eingerichtet bereitstellt – und das seit mittlerweile fast 20 Jahren und in über 1000 Konzerten.

Tatsächlich ist das Stimmen selbst der geringere Teil seiner Arbeit. Viel wichtiger – und zeitaufwändiger – ist es, die hochsensible Mechanik der fast eine halbe Tonne schweren Steinway-Flügel präzise auf Stil und Wünsche der Pianisten einzustellen. Dass dies eine oft unterschätzte Wissenschaft ist, wird deutlich, wenn Alfred Brendel dem freundlich-heiteren Wiener am Ende eines Konzertes persönlich und herzlich dankt. Die Pianisten wissen, was Nistl von der ersten Probe bis zur letzten Zugabe für sie leistet.

Wer allerdings auf dem Weg zum Konzert mehr Zuwendung benötigt, Piano oder Pianist, diese Frage beantwortet Nistl schweigend. Mit einem Lächeln.

Kerzenwachs und Wasserwaage.

Manchmal ist es ein lange zurückliegender Unfall, oder das Washingtoner Artenschutz-Abkommen. Jedenfalls sind die Hintergründe so mancher Künstler-Marotte viel handfester, als es dem Klischee lieb ist.

So richtet Nistl die Klaviatur für die russische Pianistin Elisabeth Leonskaja mit der Wasserwaage ebenso perfekt horizontal aus wie ihren Klavierschemel. Es wäre ihr sonst aufgrund eines Rückenleidens unmöglich, ein volles Konzert durchzustehen.

Die 88 Tasten von Martha Agerichs Instrument versieht er mit einem hauchzarten Film aus reinem Kerzenwachs. Das traditionelle Elfenbein auf der Klaviatur ist längst durch einen modernen Werkstoff ersetzt, der im Gegensatz zu den Stoßzähnen bedrohter Säuger aber kaum Feuchtigkeit aufnehmen kann. Mit dem Wachs erhalten die Tasten dann wieder den richtigen „Grip“, auch bei schweißtreibenden Stücken.

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Was ihr wollt.

Eigentlich ist der gelernte Klavierbaumeister aber in erster Linie Übersetzer. Übersetzer einer Sprache, in der die Pianisten ihre – durchaus präzisen – Wahrnehmungen ebenso bildreich wie ungefähr in Worte fassen. Worte wie: …aber das fis schwammt noch so leicht an den Rändern.“ Oder: “So nahe am Dirigenten klingt der Bass irgendwie krümelig.“

Dann muss Nistl erahnen, was der Künstler ihm sagen will. Und es übersetzen in die strenge Sprache der Raumakustik, der Hebelwirkungen, Reibungswiderstände und Auslösepunkte. Bis am Ende der Standort des Flügels und seine hoch komplexe Mechanik individuell für Programm und Spieltechnik des Pianisten perfektioniert sind.

Dass er mit dieser Arbeit nicht die Launen nervöser Exzentriker ausbadet, sondern den Künstlern tatsächlich ein kleines Stück ihres Weges ebnet, dessen ist sich Nistl sicher, seit er miterlebte, wie Arturo Michelangeli den um 5/100stel Millimeter abweichenden Tastenweg eines einzelnen Tons zutreffend diagnostizierte.

Auch die türkischen Pianisten-Schwestern Güher und Süher Pekinel lagen richtig, als sie in der Anspielprobe kurz vor dem Konzert verunsichert aufschauten: „Es klingt alles so vollkommen anders als vorhin…?“ Man hatte in der Tat ihre beiden Flügel aus Platzgründen heimlich um 10 cm verschoben.

End-Stand.

Die Stimmung des Instruments und die Stimmung des Solisten, die kühl berechnete Physik des Flügels und die unberechenbare Emotionalität des Künstlers: irgendwo zwischen diesen Polen entscheidet sich das Schicksal eines Konzertes. Manchmal schon Tage, bevor die Lichter endlich ausgehen und das Wispern des Auditoriums verstummt. Und fast immer kann Franz Nistl die Dinge zum Guten wenden.

Denn ein Solist, der ein optimal auf ihn eingestelltes Instrument unter seinen Fingerkuppen weiß, hat den Kopf frei für die Musik. Das garantiert noch lange kein großartiges Konzert. Aber es ebnet den Weg dafür.

Und wenn es ein gelungener Abend war, freut sich niemand mehr, als der zurückhaltende, freundliche Herr, der im Schatten des Bühnenzugangs lehnt, den Blick auf das Podium gerichtet. Denn jeder Ton war auch ein wenig von ihm.

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